Menschen zuerst !
Offener Text zur Planung eines Volksbegehrens für die soziale, rechtliche und politische Gleichstellung von MigrantInnen
(Version 1.0 – 15.4.2000)
Zielsetzung:
Dieser offene Text ist eine Einladung an alle Interessierten sich an der Planung des Volksbegehrens "Menschen zuerst!" zu beteiligen. Mit der Hilfe dieses offenen Textes wollen wir einerseits Materialien und Anregungen sammeln, auf der anderen Seite über konkrete Arbeitsschritte berichten. Für den 5.Mai ist um 19:00, Ambulanz, altes AKH, ein größeres Treffen geplant, wo als Arbeitsgrundlage eine Endversion dieses Textes verteilt wird.
Inhalt:
1.1 Warum ein Volksbegehren
1.2 "Menschen zuerst" - ein gemeinsames Ziel des Widerstands
2.1 Erster Textentwurf des Volksbegehrens
2.2 Die 12 Punkte des Volksbegehrens "Österreich zuerst"
3. Diskussion
4.1 Kontakt
5. In eigener Sache
5.1 Das Modell "Offener Text"
5.2 Verteileroffenlegung (subscribe/unsubscribe)
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Beiträge für diesen offenen Text bitte an die Redaktionsadresse:
kontakt@rassismus.atMitarbeiterInnen:
Koordination:
Johannes Knöbl –
kontakt@rassismus.atAutorInnen:
Antonia Coffey -
antonia.coffey@akwien.or.atErol Akdag,
erol.akdag@chello.atJohannes Knöbl –
kontakt@rassismus.atChristian Apl,
a9503809@unet.univie.ac.atDoron Rabinovici,
rabinovici@adis.at...und das Team für den ersten Textentwurf
Nächste Aussendung am 25.April 2000
Endversion am 5.5.2000
Beiträge:
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Die Demonstration gegen Rassismus, die am 12. November des Vorjahres stattfand und die Demonstrationen und Kundgebungen nach der Bildung der Schwarz-Blauen Regierung, haben gezeigt, dass es auch in Österreich Menschen gibt, die sich nicht damit abfinden wollen, dass das politische und gesellschaftliche Klima in diesem Land immer intoleranter und ausgrenzender wird. So wichtig die Demonstrationen sind, sie reichen gerade jetzt nicht aus, um die Situation zu verändern. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Initiative zu einem Volksbegehren zu ergreifen.
Warum ein Volksbegehren?
Wenn das Volksbegehren die nötige Anzahl von Unterschriften erreicht, zwingt es außerdem den Nationalrat und damit auch die Regierung, der die Fragen der Antidiskriminierung bekanntlich nicht unbedingt ein Anliegen sind, sich zumindest damit zu beschäftigen. Die – vorauszusehende – Ablehnung erfolgt vor einer internationalen Öffentlichkeit und steht dann im Widerspruch zur "Präambel" der Regierungserklärung.
Ein Volksbegehren ist öffentlichkeitswirksam und, auch wenn es nicht umgesetzt wird, können wir uns in Zukunft immer wieder darauf berufen und auf die Umsetzung der Forderungen drängen (siehe Frauenvolksbegehren).
Was fordern wir?
Wir fordern ernst gemeinte Integration. Unter Integration verstehen wir aber keineswegs, dass Migrantinnen ihre eigene Kultur aufgeben, "sich anpassen" müssen, sondern ihre soziale, rechtliche und politische Gleichstellung. Nur so können sie zu einem anerkannten und gleichberechtigten Teil der Gesellschaft werden.
Mitmachen
Um eine entsprechende Öffentlichkeit herzustellen und die Aktion entsprechend vorzubereiten benötigen wir engagierte Leute, die bereit sind, Zeit dafür zu investieren. Auch ExpertInnen (z.B. JuristInnen, PsychologInnen, PR- Erfahrene etc.) und vor allem MigrantInnen wären uns sehr willkommen.
von Antonia Coffey -
antonia.coffey@akwien.or.at
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1.2 "Menschen zuerst" - ein gemeinsames Ziel des Widerstands
Seit drei Monaten hat eine bunte und vielfältige Widerstandsbewegung zusammengefunden und ist aktiv geworden. Die Ablehnung des durch die FPÖ propagierten und vertretenen Menschen- und Gesellschaftsbild hat, über ideologische und parteipolitische Grenzen hinweg, Menschen zusammenfinden lassen, um ihren Widerstand laut und deutlich zu artikulieren.
Die Vielfalt dieser Widerstandsbewegung ist wunderschön – doch es ist notwendig auch gemeinsame Ziele zu entwickeln, die verständlich machen können, daß wir FÜR etwas stehen und nicht einfach nur gegen diese Regierung sind.
Der Versuch gemeinsame Ziele zu entwickeln ist sehr wichtig – zu schnell könnte unter den konkreten Angriffen der Regierung, alle Zeit und Kraft nur noch in der Verteidigung der jeweiligen Einzel- oder Gruppeninteressen verloren gehen.
Die FPÖ hat es in ihrer Zeit als Oppositionspartei sehr gut verstanden, ein bestimmtes Menschen- und Gesellschaftsbild zu verbreiten – die traurigen Konsequenzen spüren wir ja jeden Tag. Und wir wehren uns mit aller Kraft gegen diese Regierung, nicht zuletzt weil dieses Bild dem eigenen sosehr widerspricht ! Der deutlichste Akt der FPÖ in diese Richtung war das Volksbegehren "Österreich zuerst" – ab diesem Zeitpunkt war es für alle verständlich, welche Politik diese Partei vertritt – und die Spaltung der FPÖ ist nicht umsonst genau zu diesem Zeitpunkt geschehen.
Wir wollen kein "Österreich zuerst" – denn der Umgang mit MigrantInnen, als eines der schwächsten Glieder unserer Gesellschaft, ist Symbol für den Umgang mit Menschen insgesamt. Es ist das Bild einer Gesellschaft, die das Recht des Stärkeren vertritt – es ist das reiche Österreich, daß mit Militär- und Polizeigewalt den Problemen der Migration begegnen will – und das selbe Prinzip findet sich in vielen weiteren Bereichen: die Tüchtigen schicken die Arbeitslosen in den Arbeitsdienst, Männer schicken Frauen zurück zu Herd und Kindern, und die Wirtschaft behauptet ihr Recht auf Gewinn - auf Kosten der arbeitenden Menschen...
Der Rassismus der FPÖ war und ist ein politisches Mittel, um auch den sozial schwächeren Menschen in diesem Land ein Prinzip zu geben, sich als die Stärkeren fühlen zu dürfen – und damit war es möglich ihr Bild einer Leistungsgesellschaft auch denen verkaufen zu können, die dem Bild der Stärke eigentlich gar nicht entsprechen.
Wenn auch viele Ideologien, Parteien und Worte verbraucht und überkommen scheinen – die Idee vom "Recht des Stärkeren" ist viel älter und die Antwort ebenso: Solidarität !
Schaffen wir als gemeinsames Ziel ein Symbol, daß verständlich machen kann, für welche Idee einer Gesellschaft diese Widerstandsbewegung steht. Die Antwort auf "Österreich zuerst" ist "Menschen zuerst"! Unter diesem Motto sollten wir unsere Bemühungen und Kräfte zur Vorbereitung und Durchführung eines Volksbegehrens für die soziale, rechtliche und politische Gleichstellung von MigrantInnen zusammenschließen. Wir hätten dadurch die Möglichkeit konkret zu einer Verbesserung der von MigrantInnen etwas zu beizutragen und könnten darüber hinaus das Bild einer solidarischen Gesellschaft anschaulich vermitteln.
von Johannes Knöbl
– kontakt@rassismus.at+++++++++++++++++++++++++++++++++++
2. Texte
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2.1 Erster Textentwurf des Volksbegehrens
Volksbegehren für die soziale, rechtliche und politische Gleichstellung von MigrantInnen
Wir fordern den Nationalrat auf, folgende Maßnahmen zu ergreifen:
1. Die Verabschiedung eines Anti-Diskriminierungs-Pakets, das folgendes enthält:
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2.2 Die 12 Punkte des Volksbegehrens "Österreich zuerst"
...nur um in erinnerung zu bringen, wogegen wir stehen – im sinne einer antithese aber vielleicht eine hilfreiche unterlage:
Die zwölf Punkte des FPÖ Volksbegehrens "Österreich zuerst"
(abgehalten vom 25.1. bis zum 1.2.1993 – insgesamt 417.278 Unterschriften)
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3. Diskussion
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(Als eine erste Diskussion folgen nun einige Diskussionsbeiträge zum Thema – Neuwahlkampagne/Entwicklung gemeinsamer Ziele. Die Beiträge sind in den vergangenen Tagen im
widerst@ndMUND erschienen. Dies ist nur als Anregung gedacht– eine Diskussion zum eigentlichen Thema kann ja erst stattfinden, wenn sich dieser Text verbreitet . In der nächsten Aussendung wird die Diskussion durch Beiträge, die sich mehr auf unser Thema beziehen, ersetzt. - jak)01 KURZBERICHT ÜBER
VERNETZUNGSRUNDE
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Von:
Erol Akdag,
Die Neuwahlenaktion und ihr pro/contra wurden besprochen sowie mögliche
Inhalte für eine relevante Kampagne. Es wurde darauf hingewiesen dass es
unmöglich eine Einzige Vernetzung des Widerstands geben kann da der Widerstand
ein Entwicklungsprozess ist in welchem hunderte Netzwerke entstehen. Nur eine
minimale Kooperation ist erforderlich um gemeinsames auszutauschen und gewisse
gemeinsame Strategien zu haben. Für den Widerstand ist es jedoch wichtiger dass
sich die fortwährenden neuen netze dezentralisiert und basisdemokratisch selber
organisieren und weitertragen. Der wiener Widerstand kann nur sein Ziel
erreichen wenn er sich auch in die Randbezirke und anderen Bundesländer
weiterträgt sodass existierende lokale Initiativen unterstützt werden und eine
Vernetzung stattfindet (Rotation...?) Da der Widerstand für den Rücktritt der
Regierung ist kann er nur für Neuwahlen sein. Die Mehrheit der Anwesenden
vertrat jedoch die Ansicht dass sich die Unterschriftenaktion als einzige
Strategie und Kampagne nicht eignet und ein konkreter Erfolg damit nicht leicht
zu erreichen ist. Vielmehr wäre es wichtig gegenseitig die unzähligen
Forderungen zu unterstützen und sie bekannt zu machen. Die Unterschriftenaktion
kann während dieser Vernetzung eine zusätzliche Gemeinsamkeit sein. Als
besonders wichtige Entwicklung wurde der Angriff auf die Arbeiterkammer
gewertet...die könnte jedoch Gewerkschaften auf die Strasse bringen....(wie für
kommenden Donnerstag angekündigt)...
02 JOHANNES KNÖBL ZU: KURZBERICHT ÜBER
VERNETZUNGSRUNDE
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von
Johannes Knöbl, netzwerk gegen rassismus,
(erster teil gekürzt – die wesentlichen zitate sind im beitrag von christian apl angeführt-jak)
Ich halte die idee einer neuwahlbewegung mit unterschriften oder einem
volksbegehren für einen blanken unsinn! es wäre notwendig mindestens 50% der
bevölkerung hinter so einer bewegung zu vereinen, wenn sie demokratiepolitisch
einen sinn machen soll - das scheint mir absolut illusorisch ! zur wahl und
vorallem abwahl einer regierung gibt es nationalratswahlen - die letzte wahl
haben wir alle ganz offensichtlich verloren – der versuch es nun wiederum mit
wahlen versuchen zu wollen erscheint mir absurd!
konkrete gegenvorschläge
sind:
die wirkliche besetzung des heldenplatzes mit der botschaft als
kristallisationspunkt - es wird wärmer und so können wir sicherlich genügend
camperinnen finden (auch eine nette aktion um leute aus den bundesländern
miteinzubeziehen) - denn bei allem widerstand darf man ein gewisses lustprinzip
nicht aus den augen verlieren...manche leben dieses lustprinzip sich
künstlerisch zu verwirklichen, manche indem sie sich an schönen einzelprojekten
beteiligen, manche in dem sie texte schreiben und veröffentlicht sehen und
manche indem sie endlich über autofreie strassen spazieren können (und von
polizisten der verkehr geregelt wird und menschen aus den fenstern
herunterwinken)...
anstatt einer bewegung für neuwahlen sollten wir das
wichtige instrument eines volksbegehrens für die formulierung eines positiven
ziels verwenden, ein ziel das die kraft hat diese widerstandsbewegung zu
vereinigen. Ein vorschlag dazu wäre eine antithese des volksbegehrens der fpö
aus dem jahre 1993 (und mit diesem volksbegehren hat die fpö ganz klar ihre
zielrichtung festgelegt - sie haben damit ein signal gesetzt für ein
gesellschaftsbild - und dieses signal ist leider sehr gut verstanden worden)
nicht "österreich zuerst" sondern ein volksbegehren unter dem motto "menschen
zuerst" - ein volksbegehren für die soziale, rechtliche und politische
gleichstellung von migrantInnen. das ist ein ziel - das ist eine positive
formulierung - und das ist vor allem eine antwort auf das häßliche weltbild
dieser regierung ! alleine der umgang mit diesen beiden aktionen auch angesichts
der aufmerksamen beobachtung durch die restliche EU - wird diese regierung viel
mehr unter druck bringen, als wenn sie mit einem federstreich alle bemühungen
einer neuwahlbewegung mit dem hinweis auf demokratische grundregeln zunichte
machen. gerade der umgang mit migrantinnen zeigt deutlich unseren widerstand –
es ist dumpfer rassismus, es ist kleinkarierter nationalismus und es ist ein
gesellschaftspolitischer ansatz der auf kosten der schwachen in der gesellschaft
die wirtschaft stärken will. es gibt kein thema, wo diese punkte deutlicher zum
tragen kommen, als genau im umgang mit migrantinnen. "österreich zuerst" ist was
diese regierung denkt und tut - ein sauberes österreich der starken und
tüchtigen - ein berufsheer das die grenzen schützt vor "schleppern" - wo soziale
dienste nicht mehr von jungen männern als alternative zum dienst an der waffe
unterstützt werden sollen, sondern von den "gescheiterten" – den arbeitslosen,
um sich ihr bürgergeld zu verdienen. das programm der regierung folgt einem
umfassenden menschen- und gesellschaftsbild - wenn wir nicht in der lage sind,
den mut zu finden, diesem bild eine positive antwort entgegenzusetzen - und
nicht bloß zu sagen "nein - ihr nicht" - dann haben wir schon längst
verloren...
03 CHRISTIAN APL ZU KURZBERICHT ÜBER
VERNETZUNGSRUNDE
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von
Christian Apl,
Hi! Da muß ich jetzt auch noch meinen Senf dazu geben...
EA: Es
wurde darauf hingewiesen dass es unmöglich eine einzige Vernetzung des
Widerstands geben kann da der Widerstand ein Entwicklungsprozess ist in welchem
hunderte Netzwerke entstehen. Nur eine minimale Kooperation ist erforderlich um
gemeinsames auszutauschen und gewisse gemeinsame Strategien zu haben. Für den
Widerstand ist es jedoch wichtiger dass sich die fortwährenden neuen netze
dezentralisiert und basisdemokratisch selber organisieren und
weitertragen.
JK: Da würde es mich schon interessieren, wer da den MUND
vertreten hat - ich bin da ganz anderer ansicht - ich sehe genau auch den MUND
als einwichtiges projekt hin zu einer zentraleren vernetzung und nicht ein
beitrag zur weiteren zersplitterung des widerstands.
CA: Ich glaub, Ihr
redet im Prinzip vom selben. Unser Problem ist auch weniger, ob das jetzt ein
Netz oder viele kleine sind, ob es zentral oder dezentral ist - das ist bei
einem Netz sowieso schwierig. Unser Problem heißt, wie bleiben die Netze stabil,
und wie schnell lassen sie sich weiterbauen und aktivieren, um auch große Fische
zu fangen. Schließlich hängt die Größe eines Netzes davon ab, wie groß die
Fische sind, die man fangen will. Der Fisch, den wir fangen müssen, ist ein
ziemliches Monster und ein demenstprechend großes und stabil geknüpftes Netz
braucht es.
JK: Nur eine minimale kooperation mag erforderlich sein, weil
wir, trotz radikal veränderten verhältnissen, noch immer nicht den mut haben
zueinander zu finden.
CA: Ich versteh zwar das "weil" in dem Satz nicht
ganz, aber zu der Geschichte mit dem Mut haben zueinander zu finden: Standing
ovations. Da werden wir nicht daran vorbeikommen, wir werden in Beziehung treten
müssen und das auf eine ziemlich "unangenehme", nämlich persönliche Weise. Das
ist der Stoff aus dem stabile Netze gebaut werden. Der andere heißt Geld – und
das haben wir nicht (würd ich auch nicht wollen).
JK: Viele versuche und
projekte gemeinsame ziele zu entwickeln sind nicht daran gescheitert, weil wir
die ideologie der kleinen zellen als strategie haben - es scheint mir vielmehr
die nachträgliche interpretation (und rechtfertigung?) des unvermögens über den
jeweils eigenen horizont hinausgehen zu wollen. Und dies meint viel weniger
politisch unüberbrückbare gegensätze, sondern angst, neid und
vorsicht.
CA: Oja! Oh ja! Oh weh! Wo es kein Vertrauen gibt, gibt es halt
Angst, Neid und eine alles lähmende Vorsicht -schließlich muß das Vakuum ja
gefüllt werden. Und um Vertrauen aufzubauen, braucht es wiederum Beziehungen
(woanders findet es nicht statt), Beziehungen in denen man sich gegenseitig Mut
machen kann und die Sinn stiften. Aber das ist schon wieder so eine
"unangenehme" Sache. Das riecht nach gegenseitiger Abhängigkeit, nach
grauslichen Verpflichtungen, man müßte seinen Wirklichkeitspanzer einmal ablegen
oder zumindest das Visier aufklappen - und da wird man ja verwundbar!
JK:
die entwicklung war absehbar - die idee netzwerke schon früher zu bilden war da
- doch die angst hat gesiegt.
CA: Du sprichst da nervenzerfetzende
Wahrheiten aus (im Ernst).
JK: die angst das eigene stückchen macht und
einfluß teilen zu müssen – und dabei wird übersehen, daß ein netzwerk eben mehr
sein kann, als die summe der einzelteile - daß ein sinnvolles netzwerk gerade
zum ziel hat, die macht und den einfluß der einzelnen mitglieder zu stärken -
und nicht jemanden etwas wegzunehmen !
CA: Ist doch eine ganz einfache
Strategie dahinter: so lange man nicht zu "mächtig" ist, ist man auch nicht
gefährlich und damit auch nicht verwundbar, weil nichts da ist, was man
verwunden könnte. Der süße Traum von der Unverwundbarkeit der Ohnmacht - wo
Ohnmacht zur Allmacht wird.
EA: Der wiener Widerstand kann nur sein Ziel
erreichen wenn er sich auch in die Randbezirke und anderen Bundesländer
weiterträgt sodass existierende lokale Initiativen unterstützt werden und eine
Vernetzung stattfindet (Rotation...?)
JK: zum beispiel - und bei so einer
perspektive muß man auch einige alte strategien überdenken - es braucht dazu ein
klares gemeinsames ziel – sonst wird die kraft in den vielen einzelinteressen
zerrieben.
CA: Ja, ja, die Geschichte vom klaren gemeinsamen Ziel. Ein
wunderbares Ziel, das alles legitimiert und wo man seine Wünsche dahinter
verstecken kann. Scheiß drauf (tschuldigung) aber das hab ich jetzt schon zu oft
gehört und immer nur - wenn überhaupt - halbseidene Antworten darauf bekommen.
Der Ruf nach einem klaren gemeinsamen Ziel hat bis jetzt noch jede einigermaßen
aufkeimenden fruchtbare Diskussion abgewürgt. Weil wenn sie überhaupt gestellt
werden muß, dann muß man sich vorher die Frage stellen: wollen wir überhaupt
gemeinsam? Aber da ist die Angst zu groß, einen Korb zu bekommen, deswegen wird
sie geflissentlich übergangen und gleich die nächste Frage gestellt, die dann
halt nicht mehr beantwortbar ist.
Es würde sich nichts in unserer
Gesellschaft rühren, wenn die Menschen nicht permanent versuchen würden, ihre
Anliegen, Bedürfnisse, Absichten, Träume, Visionen, Sehnsüchte und Wünsche zu
verwirklichen, also stehen wir doch endlich dazu! Wir haben es doch überhaupt
nicht notwendig all das hinter irgendwelchen hübschen Fassaden mit klingenden
Namen versteckt zu halten.
EA: Da der Widerstand für den Rücktritt der
Regierung ist kann er nur für Neuwahlen sein.
JK: ist das der traurige
rest des konsens auf den ihr euch zu einigen imstande ward ?
CA: Ja, das
ist das traurige Los eines "Widerstands". Ich ahne zwar, welche Konnotationen
mit "Widerstand" mitschwingen (höchster Respekt vor historischen Bezügen!), aber
ich hab da - tut leid - immer ein technisch eingefärbtes Bild vor mir: In einem
Stromkreis sind alle Verbraucher Widerstände. Widerstände sind also
gewissermaßen rein passive Konsumenten. Schon das behagt mir nicht besonders.
Bleibt man weiter in dem Bild dann steigt der Widerstand mit der Spannung: je
größer die Spannung, umso mehr glühen die Widerstände auf (das erleben wir in
den letzten Wochen ja wunderschön). Ist die Spannung wieder weg (und ich wechsle
jetzt wieder zurück) ist der Widerstand beschwichtigt und nichts rührt sich
mehr. Auch das gefällt mir überhaupt nicht. Schließlich will ich ein
"spannendes" Leben führen und nicht nur dann aufglühen, wenn mir irgendein Typ
Marke Haider eine Spannung anlegt. Außerdem nimmt man Batterien am schnellsten
den Saft, wenn man sie kurzschließt und das ist doch das von allen erklärte
Ziel: Diese Regierung soll wirkungslos gemacht werden! Es ginge also darum -
wenn man in dem Bild vom Stromkreis bleiben will - möglichst viele Widerstände,
möglichst viele Verbraucher aus dem Stromkreis herauszubekommen anstatt immer
mehr anzuhängen - das lähmt im Endeffekt das ganze System. Nichts rührt sich
mehr und die Abzocker haben endlich ihr Paradies - Muhkuh und Chicken halten
schön still, um gründlich verwertet werden zu können. Pfa!
He Leute!
Vernetzung kann für mich nur heißen ein dichtes Netz persönlicher, menschlicher
Beziehung aufzubauen.
Außerdem müssen wir ein großen, stabiles Netz
knüpfen, mit dem man auch Haie und Sumpfmonster fangen kann. Bis jetzt haben wir
nur schmächtige Fliegennetze zusammengebracht (das aber mit Erfolg :-) –
zumindest vorübergehend); aber so ein Beziehungsnetz braucht halt seine Zeit zum
Reifen. Und nochmal außerdem: Ist das nicht Ziel genug ?!?!?!
Deswegen
ist es meines Erachtens völlig wurscht, welche Aktion man durchzieht. Auch wenn
sie ihr "veröffentlichtes" Ziel bei weitem verfehlt, hat es meistens den Effekt,
daß Leute zusammenkommen und so ganz nebenbei am Netz weiterknüpfen - und um das
geht es eigentlich.
Aber natürlich: wenn es "hackeln statt packeln" von
den Plakaten dröhnt, da braucht man dann schon ganz dringend ein "ganz
konkretes" Ziel, auf das man dann hin"arbeiten" kann, wo man sich in
freiwilliger Selbstausbeutung todhackelt und fürs Packeln (man könnte auch
Beziehungen knüpfen und pflegen
dazu sagen, oder auch sich kennen lernen und
voneinander lernen, sich gegenseitig unterstützen und
solidarisch verhalten,
sich Mut machen usw.) keine Zeit mehr bleibt. Es lebe die atomisierte
Blattlausherde! Jedesmal wenn ich an diesem Scheißplakat vorbeikomme, frage ich
mich, wer da wen anspricht. Mir kommt immer mehr vor, das ist DIE Botschaft des
neuen Regimes an ihre Untertanenschaft! Tats nur olle scheh brav einehackeln,
des Packeln kennts ruhig uns überlossn. So, jetzt aber Schluß bevor ich noch dem
Herrn Strudel Konkurrenz mache...
Apropos Krone... Nein! Aus!
Viele
kleine Quellen machen irgendwann ein Meer. Viele kleine Widerstände hängen an
der Batterie wie an der Mutterbrust. Es wird Zeit, daß wir uns
abnabeln.
Baba, Christian
(alle drei Beiträge aus: widerst@nd! - MUND:
Dienstag, 11.04.2000 – archiviert unter
04. NEUWAHL
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von Doron Rabinovici,
Der Kampf gegen den Rechtsextremismus unterscheidet sich von der Konkurrenz
normaler demokratischer Kontrahenten. Er ist keine Auseinandersetzung um
Prozentpunkte, sondern um das Wesen unserer Demokratie. Es geht nicht darum, ob
die Freiheitlichen einige Prozente mehr oder weniger haben. Eben weil
die
anderen Fraktionen dies vermeinten, lieferten sie diesen Staat den Rechtsrechten
aus. Es gilt sich prinzipiell gegen die Biologisierung und für die
Repolitisierung des Sozialen zu entscheiden. Wichtig bleibt, neben
dem
Programm, bereits die Existenz dieser Regierung abzulehnen. Dafür braucht es die
Forderung nach Rücktritt und Neuwahl. Ich zitiere deshalb aus dem Flugblatt der
Demokratischen Offensive: "Wir verweigern dieser Regierung die "Normalisierung",
da dies eine "Normalisierung" des Rassismus wäre. (...) Wir brauchen Neuwahlen
nicht zu fürchten, denn die Freiheitlichen sind bereits in der Regierung. Und es
wäre absurd, würde die Angst, die FPÖ könnte stärker werden, diese Regierung
auch noch stabilisieren. (...) Der einzige, der Wahlen wirklich fürchten muss,
ist Wolfgang Schüssel, der Kanzler von Haiders Gnaden. Was, wenn die
Freiheitlichen plötzlich zu stark würden? Was, wenn sie zu sehr verlieren?
Der auf Unaufrichtigkeit und Wählertäuschung gegründete Balanceakt wäre
dahin. Für uns hingegen wäre eine Bestätigung dessen, was ohnehin schon ist,
unser einziges Risiko. Diese in Europa einzigartige Koalition mit dem rechten
Rand bliebe aber auch dann ein Skandal, der unseren Widerstand verdient. Nichts
ist ohne Risiken in der Politik, aber nichts auch ohne Chancen. Die
Neuwahlkampagne ist eine demokratische Chance für Österreich, Auch in den Reihen
des Protestes glauben manche, die Neuwahlforderung käme zur Unzeit. Doch wir
leben in Unzeiten, und alles spricht dafür, sie so kurz wie möglich zu halten.
Es ist die Regierung, die versucht, Zeit zu gewinnen. Wir sind es, die keine zu
verlieren haben. Wer der Regierung Zeit gibt oder der Opposition Zeit schenken
möchte, der verspielt Zeit. Die Regierung wird Wahlen nicht dann ausschreiben,
wenn es für uns am günstigsten ist. Wir müssen trachten, die Regierung zu jedem
Zeitpunkt abzuwählen, am besten, zum frühestmöglichen."Die Regierung kann jetzt
durch Neuwahlen nichts gewinnen. Sie fürchtet Neuwahlen. Wir haben eine
einmalige Gelegenheit zum linken Populismus, indem wir rotzfrech Neuwahlen
fordern. Deshalb sollten die sozialen Kampagnen und inhaltlichen Vernetzungen
verstärkt werden, aber nicht ohne unsern
fundamentalen Protest zu
artikulieren. Wir müssen beides schaffen: Inhaltlich die Auseinandersetzung
vertiefen, ohne das Moment der Bewegung zu verlieren und in sachpolitischen
Einzelfragen zu versanden. In einem hast Du sicher recht, Johannes; Wer jetzt
nicht inhaltlich die Auseinandersetzung suchte, sondern bloß Neuwahlen
anstrebte, würde der Protestbewegung die politische Kraft rauben. Wer aber jetzt
nicht den Rücktritt und Neuwahlen fordert, sondern sich nur in den einzelnen
Themen verliert, gibt Richtung und Ziel unseres Protest preis. Es geht letztlich
um eine Mehrheit jenseits von Blauschwarz.
Alles Liebe
Doron
(Beitrag aus: widerst@nd! - MUND: Samstag, 15.04.2000 – archiviert unter
www.no-racism.net/MUND )++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
4. Kontakt und Mitarbeit
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4.1 Kontakt und Mitarbeit
Diese Aussendung ist ein Teil unserer Bemühungen weitere InteressentInnen für eine Mitarbeit an dem Volksbegehren zu gewinnen. Für den 5.5.2000 um 19:00 ist in der "Ambulanz, UNI-Campus-altes AKH, ein erstes größeres Treffen geplant, um die weitere Vorgehensweise und konkrete Planungsschritte zu besprechen.
Wie viele der Initiativen und Aktionen dieser Widerstandsbewegung nutzen auch wir die neuen Möglichkeiten des Internets, um die Arbeit an dieser Idee über den Rahmen des persönlichen Kontakts hinaus zu erweitern. Das Netzwerk gegen Rassismus stellt dafür die technische Infrastruktur zur Verfügung. Die Idee des offenen Textes ist die dezentrale Verbreitung von Inhalten – alle Empfängerinnen sind daher noch einmal ausdrücklich aufgefordert, diese Materialien selbst weiterzuverbreiten. Ein großes Anliegen ist es uns die dezentrale Weiterverteilung in ausgedruckter Form, da sich viele Menschen ohne Internetanschluß vom freien Austausch von Informationen ausgeschlossen fühlen – der gesamte Text kann daher als Worddokument unter
kontakt@rassismus.at angefordert werden. Dieser offene Text, in der jeweils letzten Fassung, ist auf der Internetseite des Netzwerks gegen Rassismus (www.rassismus.at) archiviert.Die Zusendung dieses offenen Textes soll dezentral funktionieren – wenden sie sich bei Fragen der Zustellung daher bitte an Ihre VerteilerIn – wir versuchen so, den Arbeitsaufwand auf möglichst viele Menschen aufzuteilen – darüber hinaus ist es im Sinne der dezentralen Vernetzung, wenn die einzelnen VerteilerInnen auf diese Weise ihren eigenen Wirkungskreis vergrößern können. Die Initiative für diesen offenen Text geht von den Brücken für den Frieden und dem Netzwerk gegen Rassismus aus - sollten Sie auch an anderen Projekten dieser beiden Gruppen interessiert sein, sind sie selbstverständlich herzlich eingeladen, sich auf unsere Adressenliste zu setzen. (
kontakt@rassismus.at)
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5.
In eigener Sache++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
5.1. Das Modell "Offener Text"
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Dieser Text folgt dem Modell "Offener Text", das bestrebt ist gemeinsame Rahmenbedingungen für eine dezentrale Kommunikation zu schaffen, um Texte und Inhalte, in einem möglichst offenen und breiten Raum, zu erarbeiten. Eine genauere Beschreibung dieses Modells findet sich unter www.rassismus.at – oder kann unter der Adresse
kontakt@rassismus.at angefordert werden.Die Gedanken sind frei – und als logische Konsequenz sind auch die Inhalte eines offenen Textes frei. Die Beiträge im Rahmen eines offenen Textes stehen für eine Weiterverwendung und - verbreitung offen – eine Quellenangabe (Autor, Kontakt, Quelle) ist aber notwendig, um einen Schutz dieser Freiheit, im Sinne einer Achtung der Arbeit Anderer, zu gewährleisten. Kürzungen, Veränderungen oder die kommerzielle Nutzung der Beiträge, ohne dem ausdrücklichen Einverständnis der AutorInnen, bedeuten einen Mißbrauch dieser Freiheit.
Um die Koordination zu erleichtern sollten Beiträge für einen offenen Text am Anfang die AutorIn (inkl. Kontaktadresse - e-mail), sowie den Titel des offenen Textes, für den der Beitrag bestimmt ist, anführen. Beiträge anonym zu halten, bzw. für eine weitere Verbreitung zu sperren, sind jederzeit möglich – müssen jedoch durch betreffende Angaben der AutorIn deutlich gemacht werden. Für die Zusendung von Materialien und Texten Dritter, bitten wir die jeweilige EinsenderIn, um genaue Quellenangaben sowie um Information der jeweiligen AutorIn über die erfolgte Weiterleitung.
Die Verteilung des offenen Textes erfolgt dezentral – die Möglichkeit zur subscription/unsubscription haben sie bei der Adresse des jeweiligen Verteilers, über den Sie diesen offenen Text erhalten haben. Für eine Weiterverbreitung des Textes sollten daher die Angaben der Verteileroffenlegung jeweils individuell angepaßt werden.
Im Sinne einer dezentralen Vernetzung wäre es wünschenswert, die AutorInnen über jede Weiterverwendung zu informieren – Feedback ist der Motor jedes Knotenpunkts im Netzwerk!
5.2 Verteileroffenlegung
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Dies ist der Verteiler des Netzwerks für Demokratie, der sich aus den Verteilerlisten des Netzwerks gegen Rassimus und den Brücken für den Frieden zusammengesetzt hat.
Das Netzwerk für Demokratie versucht die dezentrale Vernetzung und Kommunikation mit Hilfe der neuen Medien zu fördern und verbreitet Texte und Informationen zu diesem Inhalt.
Zur Eintragung in diesen Verteiler bitte von der einzutragenden Adresse aus
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Sollten sie bereits in der Adressenliste des Netzwerks gegen Rassismus eingetragen sein, brauchen sie sich nicht extra zu subscribieren! – Die Verteilerlisten werden getrennt verwaltet, sie können sich also auch nur bei einem Verteiler an- bzw. abmelden.
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