Der offene Text - Modell für eine vernetzte Kommunikation - (V 1.0) Zielsetzung Der offene Text will die Kommunikationsmöglichkeiten des Internets nützen, um in einem möglichst breiten und offenen Raum Texte entstehen zu lassen. Die Mitarbeit und Weiterentwicklung durch die einzelnen Empfängerinnen des Textes bietet die Möglichkeit eines gleichberechtigten und freien Austauschs von Meinungen und Inhalten. Der offene Text steht grundsätzlich der freien Nutzung aller Empfängerinnen zur Verfügung. Nachdem in der freien Zirkulation der Information dennoch die Notwendigkeit besteht, bestimmte Regeln festzulegen, versteht sich der offene Text als ein mögliches Modell solche Regeln zu entwickeln. Wie die einzelnen Texte, die mit dieser Form experimentieren, verstehen sich auch diese Regeln selbst als ein Modell, das sich nur durch die praktische Anwendung weiterentwickeln kann. Inhalt Warum gibt es Regeln ? Die Rollenverteilung im Rahmen eines offenen Textes Die Form eines offenen Textes und... Beiträge und Anregungen bitte an: kontakt@rassismus.at Koordination: Johannes Knöbl - kontakt@rassismus.at Die nächste Ausgabe dieses Textes ist für den 25.4.2000 geplant
Warum gibt es Regeln ? Die Regeln des offenen Textes verstehen sich als lebendige Regeln. In der schwierigen Suche nach einer Balance zwischen der Freiheit des Chaos und der Nützlichkeit der Ordnung können lebendige Regeln helfen, für den jeweiligen Augenblick eine geeignete Form zu finden. Das Chaos mit seiner Offenheit und seinem kreativen Potential eröffnet die Möglichkeiten, Strukturen und Ordnungen helfen uns, dieses Chaos begreifbarer zu machen. Lebendige Regeln stehen damit im Gegensatz zu den Strukturen der Macht, die bestrebt sind, Chaos kontrollieren zu wollen. Sich den Strukturen der Macht zu widersetzen bedeutet die Verantwortung eigene Strukturen aufzubauen - oder kurz gesagt: Freiheit bedeutet Partizipation. Darüber hinaus sind Strukturen notwendig, um Ängsten zu begegnen. Das Chaos ist ohne Struktur von uns nicht zu begreifen - und dieser Umstand kann Angst erzeugen. Lebendige Regeln können helfen, diese Ängste zu überwinden. Die Gedanken sind frei und als logische Konsequenz sind damit auch die Inhalte der offenen Texte frei. Die Arbeit der Einzelnen muß dennoch vor Mißbrauch geschützt sein. Regeln versuchen diesen Schutz zu gewährleisten. Auch hier lebt die Freiheit nur durch die Verantwortlichkeit jedes Mitglieds, das an dieser Freiheit teilhaben will. Lebendige Regeln werden von Menschen getragen, die bestimmte Rollen – und damit bestimmte Verantwortlichkeiten - übernehmen. Für den offenen Text sind die Regeln daher im wesentlichen durch eine Rollenverteilung dokumentiert. Die Rollenverteilung im Rahmen eines offenen Textes Initiatorin: Irgendwer setzt den ersten Schritt einen neuen offenen Text zu beginnen und übernimmt damit automatisch die Rolle der Initiatorin. Der Titel, die Zielsetzung und die erste Struktur des offenen Textes wird von der Initatorin festgelegt. Bei der Zusammenstellung des ersten Materials sollten die Formregeln des offenen Textes beachtet werden. Weiters fällt es der Initatorin zu, die erste Koordinatorin zu bestimmen. (Auch wenn diese beiden Funktionen in der Regel oft zusammenfallen, sollten beide Funktionen dennoch explizit angeführt werden – im Zweifelsfall ist die Rolle der Initatorin zu streichen.) Die Funktion der Initiatorin ist unveränderlich. Es können auch mehrere Einzelpersonen die Rolle der Initatorinnen übernehmen. Koordinatorin: Die Aufnahme neuer Inhalte in den offenen Text fällt der Koordinatorin zu. Sie nimmt die Beiträge entgegen und versendet die neue Version an die Verteilerinnen.Die Rolle der Koordinatorin wird immer von einer einzelnen Person übernommen - selbstverständlich steht es ihr frei, ein Redaktionsteam zur Unterstützung der Arbeit zu bilden. Die Rolle der Koordinatorin ist übertragbar – jedoch hat nur die Koordinatorin die Möglichkeit diese Rolle an jemand anderen zu übertragen. Dies soll gewährleisten, daß alle Beiträge erfaßt werden können und nicht zu viele divergierende Einzelversionen ein und des selben offenen Textes zirkulieren. Verteilerinnen: Die Verteilerinnen übernehmen die Aufgabe, den offenen Text in ausgedruckter oder elektronischer Form weiterzuverbreiten. Jeder, der einen offenen Text an mehr als zehn Personen verteilt, wird automatisch zur Verteilerin. Die Verteilerinnen sollen die Koordinatorin informieren, an wen sie den offenen Text weitergeleitet haben. (Dies bedeutet ausdrücklich nicht die Weitergabe von Adressen - sondern meint die bloße Information über den Umfang der Verteilung - z.B. Aussendung an die Adressenliste des Vereins xxx mit xxx Mitgliedern, oder Verteilung von 30 ausgedruckten Exemplaren bei der Veranstaltung xxx) Neben der Funktion, einen Überblick über die tatsächliche Verbreitung eines offenen Textes zu erhalten, ist diese Information auch im Sinne eines positiven Feedbacks für die Initatorin bzw. Koordinatorin wichtig. Die jeweilige Verteilerin muß unter den Hinweis auf ihre Verteilerliste die Möglichkeit zur subscription/unsubsscription für weitere Zusendungen angeben. Diese Angaben sind jeweils dezentral zu verändern – der Sinn der dezentralen Vernetzung liegt ja im Aufbau von unabhängigen Adressen - und Verteilerlisten ! Autorinnen: Alle Autorinnen eines offenen Textes werden mit einer Kontaktadresse (e-mail) in der Liste der Mitarbeiterinnen verzeichnet. Beiträge werden von den Autorinnen an die Redaktionsadresse der Koordinatorin geschickt. Das Recht Beiträge in den offenen Text aufzunehmen oder nicht, liegt bei der Koordinatorin. Veränderungen, Kürzungen oder Korrekturen dürfen aber nicht ohne Zustimmung der jeweiligen Autorin geschehen. Es steht der Autorin frei, Beiträge für die Weiterverbreitung außerhalb des offenen Textes zu sperren (dies geschieht durch einen Hinweis am Ende des Beitrags). Bei der Zusendung eines Beitrags sollte die Autorin am Beginn folgende Angaben anführen:
Diese Angaben sollen die Arbeit der Koordinatorin erleichtern, einen Beitrag in einen offenen Text aufzunehmen. Die Angabe, für welchen Text der Beitrag zugesandt wurde, ist gleichzeitig das Einverständnis der Autorin, den Beitrag für diesen Text zur Verfügung zu stellen. Die Angabe einer Kontaktadresse ist notwendig, um über die Weiterverwendung informiert werden zu können – anonyme Beiträge stehen für eine Weiterverbreitung vollkommen offen, aber auch bei diesen Beiträgen sollten keine Kürzungen oder Änderungen vorgenommen werden. Weiterbearbeiterinnen: Grundsätzlich ist die Weiterverwendung einzelner Beiträge von offenen Texten erwünscht und erlaubt. Neben der Autorin sollte auch die Koordinatorin des offenen Textes, aus dem ein Beitrag entnommen wurde, informiert werden. Bei der Verwendung einzelner Teile eines offenen Textes ist ein Quellenangabe notwendig, die neben den jeweiligen Autorinnen auch den Hinweis auf den offenen Text, aus dem die Beiträge entnommen wurden, beinhaltet. Auch in diesem Fall sind keine Veränderungen oder Kürzungen an einem Beitrag ohne Zustimmung der Autorin gestattet. Die kommerzielle Nutzung eines Beitrags, oder von Teilen daraus, ist ohne ausdrückliche Zustimmung der jeweiligen Autorin nicht gestattet. Leserinnen: Das Lesen und Verbreiten eines offenen Textes ist frei - es ist nur darauf zu achten, ob durch größere Weiterverbreitung, Teilnahme oder Weiterverwendung nicht eine andere Rolle übernommen wird. Eine weitere wichtige Funktion der Leserinnen kann es sein, auf einen möglichen Mißbrauch von Beiträgen eines offenen Textes hinzuweisen, um damit zu gewährleisten, daß Regeln auch eingehalten werden. Die Form eines offenen Textes Gliederung: Titel Version des offenen Textes Zielsetzung Inhaltsverzeichnis Kontakt & Mitarbeiterinnenliste (Initatorin, Koordinatorin, Autorinnen) Redaktionsschluß für nächste Version Redaktionsschluß für die letzte Version Beiträge Verteilerhinweis Anhang: der offene Text – Modell für eine vernetzte Kommunikation Erläuterungen: Titel & Anhang: Es ist wichtig die Regeln des offenen Textes allen Leserinnen bekannt zu machen – nur dann ist gewährleistet, daß jede Empfängerin ihre Rolle im Rahmen dieses Modells übernehmen kann. In diesem Sinn sollte auch ein Hinweis im Titel oder Untertitel auf die Verwendung dieses Modells hinweisen. Nicht zuletzt sollen durch die Verbreitung dieses Modells auch neue Anregungen gewonnen werden – über die Weiterentwicklungen werden alle Teilnehmerinnen informiert. Versionsnummer: Eine Versionsnummer des offenen Textes anzugeben ist sinnvoll, um allen Mitarbeiterinnen und Leserinnen die Nutzung zu erleichtern. Das System der Versionsnummern von Computerprogrammen hat sich dabei bewährt und kann ein gutes Modell auch für offene Texte sein. Die Numerierung erfolgt dabei durch zwei Zahlen, die durch einen Punkt getrennt sind. (wie 1.0 , 2.3 , 4.5) wobei die erste Nummer die Zählung der wirklichen Neuerscheinungen angibt, die zweite Nummer auf nur kleinere Veränderungen und Verbesserungen hinweist. (Diese Versionen sind oft nur für den internen Gebrauch – etwa bei einem Redaktionsteam zur Unterstützung der Koordinatorin) Redaktionsschluß: Die Angabe eines Redaktionsschluß ist wichtig, um zeitliche Rahmen zu setzen. Offene Texte sollen für eine bestimmte Zeit ihre Verbreitung finden – es ist jedoch wichtig, sie auch abzuschließen! Die Gedanken und Inhalte können über die Weiterverbreitung einzelner Beiträge fortgeführt werden. Offene Texte sollten einen Umfang nicht überschreiten, der einen Ausdruck oder die elektronische Weiterversendung zu sehr erschweren – mit ein Ziel eines offenen Textes ist die leichte Verbreitungsmöglichkeit. Die Festlegung der Zeiträume und des Umfangs liegt im ermessen der jeweiligen Koordinatorin. Zielsetzung: Die Formulierung einer Zielsetzung ermöglicht es den Leserinnen einen besseren Zugang zum jeweiligen offenen Text zu erlangen. Oft bietet erst die Formulierung eines klaren Ziels die Motivation sich zu beteiligen. Die Zielsetzung kann von der Koordinatorin in einer neuen Version ergänzt oder verändert werden. Anregungen zu einer Veränderung der Zielsetzung durch Leserinnen sind eine weitere Möglichkeit der Teilnahme an einem offenen Text und daher erwünscht. Inhaltsverzeichnis: Die einzelnen Punkte müssen bei den ersten Aussendungen nicht zwingend auch Beiträge enthalten. Das Inhaltsverzeichnis ist die erste Struktur und Themenvorgabe der Initiatorin – und wie alle Elemente eines offenen Textes lebendig und veränderlich – auch hier sollten Veränderungen nur von der Koordinatorin vorgenommen werden. Mitarbeiterinnenliste: An erster Stelle sollte die Kontaktadresse für die Zusendung von Beiträgen stehen. In der Mitarbeiterinnenliste sind auch die jeweiligen E-Mailadressen anzuführen – eine wesentliche Funktion des offenen Textes ist die Förderung einer dezentralen Vernetzung – die Möglichkeit, Mitarbeiterinnen direkt ansprechen zu können ist daher wünschenswert. Organistionen und Initiativen anzugeben, in denen die jeweilige Mitarbeiterin engagiert ist, kann sinnvoll sein - nur den Namen einer Organisation zu nennen widerspricht dem Grundsatz einer dezentralen Vernetzung, dem zu folge hinter jeder Kennzeichnung immer einzelne Menschen stehen – und diese gilt es letztendlich anzusprechen. Beiträge: Wichtig ist eine genaue Quellenangabe und die Kontaktadresse der Autorin – am Ende des Beitrags findet sich Platz für weitere Hinweise (z.b. die Beschränkung der Nutzbarkeit, Kontaktadresse einer Organisation...) Verteilerhinweis: Dieser Punkt ist von jeder Verteilerin individuell zu verändern. Es muß für jede Empfängerin nachvollziehbar sein, über welchen Weg sie einen offenen Text erhalten hat. Eine Kontaktadresse für die Abbestellung weiterer Zusendungen ist unbedingt erforderlich! Bei einem umfangreicheren Projekt empfiehlt sich für die Verwaltung der jeweiligen Aussendungsliste die Einrichtung einer eigenen Gruppe im E-Mailprogramm, um das ein- und austragen in die Verteilerliste zu erleichtern...Ziel dieser Regeln ist der Aufbau dezentraler Verteiler- und Adressenlisten. Dies erleichtert nicht nur die Aufgaben der jeweiligen Koordinatorin, sondern dient auch zur Vergrößerung des jeweils eigenen Wirkungskreises der einzelnen Verteilerinnen. Anhang: Das Modell des offenen Textes sollte für jede Empfängerin nachvollziehbar sein, die Mitsendung dieses Beitrags ist daher notwendig. Für einen Ausdruck kann dies auf den Hinweis für den Bezug des gesamten Beitrags über die Regeln des offenen Textes reduziert werden, um Platz und Tinte zu sparen...(Bezug des Beitrags z.b. unter kontakt@rassismus.at) Als ein nächster Schritt meinerseits ist die Zusammenstellung einer kürzeren Version dieser Regeln geplant, um diesen Teil eines offenen Textes kürzer und handhabbarer zu gestalten – alle Anregungen für eine Formulierung dieser Regeln sind mir sehr willkommen. Dieser Beitrag versteht sich als eine eigene Form des offenen Textes – ich habe sozusagen nur die Rolle des Initiators/Koordinators dafür übernommen. Wichtig ist es, an bestimmten Modellen gemeinsam zu arbeiten, um diese auch gemeinsam weiterzuentwickeln – in diesem Sinne würde ich bitten, bei jeder elektronischen Weiterleitung vorerst den gesamten Text in den Anhang zu stellen. und... Der Besitz einer E-Mailadresse ist nicht Voraussetzung, um sich an einem offenen Text zu beteiligen, aber hilfreich. Jede Mitarbeiterin, die Bedenken hat, eine privat oder geschäftlich genutzte E-Mailadresse anzugeben, ist dazu aufgerufen, eine E-Mailadresse bei einem freien E-Mailservice anzumelden und diese als Kontakt anzugeben. (z.B. unter www.hotmail.com) Bei der Zusendung von Beiträgen oder Kommentaren an die Koordinatorin ist darauf zu achten, Arbeit zu erleichtern, sowie eine einfache Verbreitung via E-Mail zu gewährleisten. Dies bedeutet z.b.: keine Attachments (wenn möglich), keine überformatierten Texte (Einrückungen, Nummerierungen, Grafiken, etc.) Die Verwaltung des offenen Textes in einem Textverarbeitungsprogramm ist sinnvoll, um zwei verschieden Versionen anbieten zu können – eine E-Mailaussendung und ein Textdokument als Attachment. E-Mailaussendungen sollten am besten im "nur text" Format erfolgen – dies spart Platz und es gilt zu bedenken, daß viele Empfängerinnen E-Mailprogramme nutzen, die sonst beginnen sinnlose Steuerungszeichen einzufügen. Die Zusendung des offenen Textes als Attachment sollte nur auf Anfrage geschehen (Speicherplatz!, viele öffnen keine Attachments, wenn es nicht ganz klar ist, woher sie kommen...). Die Textdokumente dienen zum Ausdruck des offenen Textes und bieten die Möglichkeit eines schöner strukturierten Layouts). Das primäre Transportmittel des offenen Textes ist aber sicherlich das E-Mail. Bei den Empfängerinnen sollte sich das Bewußtsein bilden, daß auch die wiederholte Zusendung ein und des selben Textes durch verschiedene Verteilerinnen nicht ein Anlaß zum Ärgernis, sondern ein Grund zur Freude darstellt – es ist ein Anzeichen für die Lebendigkeit des eigenen Netzwerkes. Die Möglichkeit, die weitere Zusendung bei den einzelnen Verteilerinnen abzubestellen muß jedoch immer gewährleistet sein! Bei einem allzu schnellen abbestellen überzähliger ausgaben sollte die Empfängerin jedoch die mögliche Instabilität dezentraler Verteilung bedenken. Offene Texte sollten in ihrer Frequenz in einem sinnvollen Rahmen bleiben...ein offener Text ist nicht das selbe Format, wie etwa ein täglicher oder wöchentlicher Rundbrief. Die Angaben zu den einzelnen Redaktionsterminen geben einen Hinweis auf die zu erwartende Frequenz.
Es wäre ein schöner Beitrag für die Weiterentwicklung dieses Modells, auch konkrete technische Anleitungen zu geben, um den weniger versierten Userinnen die Arbeit zu erleichtern... Um dieses Modell weiterentwickeln zu können würde ich mich über die Zusendung von Belegexemplaren, die diesem Modell folgen, sehr freuen. Es geschieht dies in der Hoffnung, gemeinsam neue Modelle zu erfinden und weiterzuentwickeln. Feedback ist der Motor jedes Knotenpunkts im Netzwerk! In der Hoffnung auf viele Verknüpfungen Johannes Knöbl teil von netzwerk für demokratie netzwerk gegen rassismus redaktionMUND brücken für den frieden |